KARL RAUCH VERLAG GmbH & Co. KG
1923 bis heute

Aufregende Zeiten von der Gründung bis nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Kaufmann und Verlagsmitarbeiter Karl Rauch (1897-1966) eröffnete 1921 in Dessau eine Kunst- und Bücherstube, der er 1923 einen Buchverlag anschloss, den Karl Rauch Verlag. Der erste Weltkrieg, die Spanische Grippe und die Gründung der Republik lagen hinter ihm. Mit der Inflation, der Weltwirtschaftskrise, die seine Bücherstube nicht überstand, und dem Zweiten Weltkrieg standen ihm weitere schwierige Zeiten bevor.

Nach dem Umzug nach Markkleeberg bei Leipzig 1937 begann Rauch, das Verlagsprogramm auszuweiten. Er veröffentlichte zeitgenössische Autoren aus Deutschland, beispielsweise das Gesamtwerk Eugen Gottlob Winklers, es folgten Übersetzungen von Autoren aus Frankreich – darunter 1939 mit „Wind, Sand und Sterne“ der erste Titel von Antoine de Saint-Exupéry.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs geriet die Arbeit des Verlags zunehmend unter den Druck der nationalsozialistischen Machthaber und des Kriegsgeschehens. Im März 1945 wurden das Verlagshaus und das Lager bei einem Luftangriff völlig zerstört.

Wiederaufbau und Umzug an den Rhein

Nach dem Krieg nahm Rauch das Verlagsgeschäft wieder auf, wachsende Schwierigkeiten mit den Behörden veranlassten ihn aber 1948, aus der sowjetisch besetzten Zone nach Boppard am Rhein überzusiedeln. Der Neubeginn dort erfolgte allerdings unter finanziellen Problemen, und 1949 verkaufte Rauch seine Anteile an die Unternehmerfamilie Bagel, um den Fortbestand seines Verlags zu sichern. Verlagssitz wurde nun Düsseldorf, Karl Rauch blieb bis zu seinem Ausscheiden 1952 Geschäftsführer.

Wie aus Neuerscheinungen Klassiker der Weltliteratur wurden

Es erschienen weitere Werke von Antoine de Saint-Exupéry, darunter 1950 „Der Kleine Prinz“, aber auch deutsche Erstübersetzungen anderer zeitgenössischer französischer Autoren wie Albert Camus und Boris Vian.

Das Verlagsprogramm wurde kontinuierlich ausgebaut: Neben Klassikern der Weltliteratur erschienen Erstausgaben anderer moderner internationaler Autoren wie Thomas Pynchon oder Isaac Asimov sowie heutige Kinderbuchklassiker von Graham Greene oder Maurice Druon. Auch Sachbücher wie die 1961 begonnene historische Dokumentarreihe „In Augenzeugenberichten“ sorgten für Aufmerksamkeit und erzielten hohe Auflagen.

Mit Beginn der 1980er Jahre wurde die Novitätenproduktion des Verlags zunächst reduziert und später ganz eingestellt. Den Kern des Verlagsprogramms bildete fortan für viele Jahre das Werk Antoine de Saint-Exupérys.

 Aufbruch in eine neue Zeit

1995 übernahm die Patmos Verlagsgruppe in Düsseldorf die verlegerische und vertriebliche Leitung, bis sich der Verlag 2007 hieraus löste und in Kooperation von großen Vertriebspartnern wieder selbständig auf dem Buchmarkt aktiv wurde. Im Zuge einer nun wieder verstärkten Programmplanung wurden zunächst die Werke Antoine de Saint-Exupérys durch neue Ausgaben und Übersetzungen aktiv vermarktet, bevor 2015 auch die Literatursparte in Anknüpfung an die große Tradition des Hauses wieder ausgeweitet wurde, ergänzt um eine Sparte mit Kinder- und Familienbüchern, von den einige seither mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden.

Der Urheberschutz für die Werke Antoine de Saint-Exupérys endete 2014, und „Der kleine Prinz“ darf seitdem in Konkurrenzausgaben mit neuen Übersetzungen erscheinen. Es zeigte sich jedoch schnell, dass Leser weiterhin zur klassischen Übersetzung des „Kleinen Prinzen“ von Grete und Josef Leitgeb greifen, deren Text inzwischen Generationen vertraut ist und aus der viele Zitate längst Eingang in den allgemeinen Wortschatz gefunden haben. Mit einer Verkaufszahl von bislang über 15 Millionen in allen Ausgaben ist die deutsche Originalübersetzung von „Der kleine Prinz“ der anhaltende Verkaufsschlager des Verlags.

Heute

Im Jahr 2021 beendete der Verlag seine jahrelangen Vertriebspartnerschaften. Nun auch in dieser Hinsicht wieder vollständig selbständig, feiert der Karl Rauch Verlag 2023 sein 100-jähriges Bestehen.